Forschungsstandort Bonn

Forschungsstandort Bonn - ein Platz zum Mitgestalten

Forschung in O und U funktioniert meist besonders gut an solchen Standorten, die besonderen Wert auf den interdisziplinären Austausch legen. Dieser Ansatz hat in Bonn einen hohen Stellenwert und wird in vielen Strukturen und Forschungsprojekten gelebt.

Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Bonn (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Dieter C. Wirtz, Stellvertretender Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Christof Burger) befindet sich auf dem Campus Venusberg in unmittelbarer Nähe zu dem Naturschutzgebiet Kottenforst und vereint seit dem Jahr 2006 Orthopädie und Unfallchirurgie unter einem Dach. Die Klinik hat sich über die letzten 16 Jahre sehr positiv entwickelt und ist heute eine der größten Kliniken auf dem Campus mit exzellenter Expertise in allen Bereichen der Orthopädie und Unfallchirurgie.

Als Prof. Dr. Dieter C. Wirtz im Jahr 2006 die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie übernahm, war schnell klar, dass Forschung einen großen Stellenwert haben wird. Mit viel Aufwand wurden alte zentral gelegene Flächen der Klinik aufwendig umgebaut und in ein hochmodernes molekularbiologisches Forschungslabor verwandelt. Genau diese unmittelbare Nähe zwischen Klinik und Forschung spiegelt bis heute nicht nur die klinikeigene Philosophie wider, sondern ist auch deren Erfolgsgarant: In Bonn ist Forschung ein integraler Bestandteil der Klinik.

Nah sind sich Klinik und Forschung aber nicht nur räumlich, sondern auch inhaltlich. Alle Forschungsprojekte orientieren sich an aktuellen klinischen Problemen und zielen darauf ab, neue Ansätze für die Diagnostik und Therapie muskuloskelettaler Erkrankungen zu finden. Insbesondere in den letzten Jahren hat sich am Bonner Forschungsstandort viel getan: Der Publikations- Output konnte vervielfacht werden (Impact 2015: 59; Impact 2020: 161) und es ist gelungen, eine Vielzahl an signifikanten Drittmittelförderungen in Form von öffentlichen Geldern und Industrieförderungen einzuwerben.

Wir sind der Überzeugung, dass Forschung Spaß macht. Gerade das Arbeiten an neuen pathophysiologischen Mechanismen und darauf aufbauenden Therapien ist eine immens motivierende Tätigkeit, die wir gerne als Herausforderung annehmen. Forschung heißt für uns allerdings auch Verantwortung übernehmen, damit wir unseren Patienten zukünftig eine noch bessere Versorgung bieten können. Wir freuen uns über jeden, der sich aktiv einbringen möchte und sind in allen Forschungsbereichen immer auf der Suche nach neuen Talenten.
Unsere Forschungsabteilung (Leitung: PD Dr. Frank A. Schildberg) hat einen starken immunologischen Orthopädie- und Unfallchirurgie-Schwerpunkt etablieren können und gehört hiermit auch zu dem DFG-geförderten Exzellenzcluster ImmunoSensation2. Besonderer Fokus liegt auf dem Themenfeld der muskuloskelettalen Immunologie, sprich der Interaktion zwischen Immun- und muskuloskelettalem System, mit spezieller Ausrichtung auf periimplantäre Pathologien. Dies ist ein Thema, das für Bonn auch klinisch eine ganz besondere Bedeutung hat. Während das künstliche Gelenk eine fantastische Erfolgsgeschichte der Orthopädie und Unfallchirurgie darstellt, sind die periprothetische Gelenkinfektion und die aseptische Implantatlockerung nach wie vor sehr ernstzunehmende Komplikationen. Die Unterscheidung zwischen beiden ist schwierig und erfordert ein Ensemble verschiedener diagnostischer Tests, wie zum Beispiel die Bestimmung der Granulozytenanzahl im Gelenkpunktat. Ein Schlüsselmoment der klinikinternen Forschungsabteilung war schließlich die Überlegung, dass die modernen Werkzeuge der Immunologie deutlich mehr über das lokale Immungeschehen aussagen können, als die Anzahl der Granulozyten in einem Gelenkpunktat. Aktuelle Arbeiten setzen genau an diesem Punkt an und konnten mithilfe hochmoderner Technologien zum Beispiel einen immunologischen Fingerabdruck aller Immunzellsubtypen der Gelenkflüssigkeit erstellen und hiermit einen neuen immundiagnostischen Schnelltest zur Prädiktion von Infektion oder aseptischer Lockerung entwickeln. Die Erkenntnisse werden aber auch genutzt, nicht nur um neue Immundiagnostika, sondern insbesondere neuartige Immuntherapeutika zu konstruieren.
Weitere große Schwerpunkte des Forschungslabors drehen sich insbesondere um das Immungeschehen im Kontext von Abriebpartikeln sowie die zellbiologische Testung von neuartigen Implantatmaterialien mit dem Ziel, langlebige und biologisch verträgliche Implantate zu entwickeln. Auch die Rolle des Immunsystems in der Knochenhomöostase sowie neue Ansätze in der Geweberegeneration sind Themenfelder.

Der interdisziplinäre Austausch hat in Bonn einen hohen Stellenwert und wird in vielen Strukturen und Forschungsprojekten gelebt. So wurde vom Forschungslabor eine klinikinterne Biobank eingerichtet, die Grundlage für mehrere translationale Forschungsvorhaben zwischen Klinikern und Naturwissenschaftlern ist. Hier werden in enger Partnerschaft Projekte realisiert, innerhalb derer klinische Daten und Biosamples von Patienten gesammelt und für kliniknahe grundlagenwissenschaftliche Fragestellungen herangezogen werden. Ziel ist dabei immer, den Bogen zu schließen und gewonnene Erkenntnisse dem Patienten zugutekommen zu lassen. Jenseits der translationalen Aktivitäten werden aber auch zahlreiche hochspannende klinische Projekte bearbeitet. Aktuelle Beispiele der prominentesten Arbeitsgruppen drehen sich um die Themen Hämophilie (PD Dr. Andreas Strauß), Gelenkchirurgie/klinische Studien (PD Dr. Thomas Randau), Unfallchirurgie (PD Dr. Kristian Welle), Kinderorthopädie (Prof. Dr. Richard Placzek) und Tumororthopädie (PD Dr. Sebastian Koob). Des Weiteren steht auch ein vollausgestattetes, arbeitsgruppenübergreifendes Ganglabor zur Verfügung.
Unser großes Bestreben ist, klinische Kollegen bereits frühzeitig in ihrer Facharztausbildung für die translationale Forschung zu begeistern und zu fördern. Hierbei gibt es, analog zu den verschiedenen Forschungsaktivitäten, ein großes Buffet an Möglichkeiten, sich einzubringen. Dies zeigt sich auch an der großen Anzahl an Habilitationen. Während viele Forschungsprojekte neben der klinischen Tätigkeit vorangebracht werden, gibt es auch die Möglichkeit, sich über verschiedene Stipendien für einen gewissen Zeitraum ganz oder teilweise für die Forschung freistellen zu lassen. Ein aktuelles, sehr ergebnisreiches Beispiel hierfür dreht sich um das Thema Knorpelregeneration. In diesem Fall hatte Assistenzarzt Dr. Robert Ossendorff bereits in der frühen Phase seines Starts in der Klinik Kontakt mit dem Leiter der Forschungsabteilung, PD Dr. Frank A. Schildberg und es entwickelte sich ein großes Interesse an einer gemeinsamen Forschungsarbeit. Schlussendlich entstand die Idee für ein neues Projekt zum Thema Immunregulation in der Knorpelregeneration, das auf clevere Weise die Expertise aller Beteiligten komplementär und synergistisch kombinierte und zu einer richtigen Erfolgsgeschichte werden ließ.

Der Bonner Standort bietet eine Vielzahl an fakultätsinternen Förderungsmöglichkeiten für experimentelle wie auch klinische Forschungsprojekte im Rahmen eines Gerok-Stipendiums, einer Nachwuchsgruppe oder durch die Förderung klinischer Studien. Darüber hinaus gibt es Stipendien speziell für Medizinerinnen auf dem Weg zur Habilitation beziehungsweise außerplanmäßigen Professur. Ein kürzlich eingeführtes Programm unterstützt außerdem „Advanced Clinician Scientists“, Kliniker mit abgeschlossener Facharztausbildung, die gerne weiterhin anspruchsvolle Forschung vorantreiben möchten.
Neben den vielen Förderungsmöglichkeiten existiert in Bonn vor allem eine exzellente Infrastruktur. Das Netzwerk und die Ressourcen des Exzellenzclusters ImmunoSensation2 sowie die vielen Core Facilities eröffnen einzigartige Perspektiven. Aber auch die Drittmittelförderungen der Klinik aus öffentlichen Geldern wie zum Beispiel DFG, BMBF und DAAD sowie die Industrieförderungen schaffen Optionen, sich nach seinen Eignungen und Interessen einzubringen. Als ein Highlight ist das kürzlich bewilligte internationale Konsortium zum Thema Mikrochimärismus zu erwähnen, in dem das Bonner Forschungslabor die Auswirkung von mikrochimären Zellen, die in der Schwangerschaft zwischen Mutter und Baby ausgetauscht werden, auf den muskuloskelettalen Apparat und dessen Erkrankungen untersucht. Weitere internationale Kooperationen wie mit der Harvard Medical School in Boston, USA, oder dem AO Forschungsinstitut Davos gewähren breite Einblicke in den Forschungsalltag und die Chance, über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Dank der sehr erfolgreichen Arbeit der zurückliegenden Jahre ist es gelungen, die Forschungsabteilung signifikant zu expandieren, und so blicken wir sehr positiv in die Zukunft. Ziel wird es bleiben, die dringend benötigte interdisziplinäre Interaktion zwischen Grundlagenforschung und Klinik voranzutreiben. Wir wollen weiterhin Anreize und Freiräume schaffen, um klinische Kollegen zu begeistern, neben der klinischen Tätigkeit Forschungsprojekte durchzuführen. So möchten wir ein Forschungsstandort sein, ein „Place to be“, der besser denn je dazu einlädt, mitzugestalten und sich einzubringen.

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