Lesetipp OUMN

Nachwuchsgewinnung mit dem Musketierprinzip

Eine junge Wissenschaftler und ihr Mentor bei der Forschungsarbeitn
© Ruan J/peopleimages.com / Adobe Stock

Der Medizin geht der Nachwuchs aus – auch die Orthopädie und Unfallchirurgie ist hiervon nicht ausgenommen. Immer weniger Studierende interessieren sich für eine chirurgische Tätigkeit. Das zeigt unter anderem eine Erhebung des Berufsmonitorings von 2018, bei dem knapp 14.000 Medizinstudierende teilgenommen haben. Nur 17,9 Prozent konnten sich eine Tätigkeit in O und U vorstellen und Forschung war nur für 23 Prozent der Medizinstudierenden von Interesse. Dabei fühlte sich die Mehrzahl nicht ausreichend über die Arbeits- und Rahmenbedingungen einer wissenschaftlichen Karriere informiert und schlecht vorbereitet. Um junge Medizinerinnen und Mediziner bereits am Studienbeginn für das Fach sowie das wissenschaftliche Arbeiten in O und U zu begeistern, arbeitet die Charité – Universitätsmedizin Berlin mit einem Frührekrutierungs- und Förderungskonzept. Die wesentlichen Inhalte und Wirkungsweisen des Konzeptes werden in der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitschrift „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und Nachrichten“ (OUMN) näher erläutert.

In welche medizinische Richtung der Karriereweg einmal führen wird, planen die angehenden Ärztinnen und Ärzte nicht erst im Praktischen Jahr. Erste Berührungen mit dem Fach O und U müssen daher viel früher erfolgen, um ein langfristiges Interesse zu wecken. Vor über 15 Jahren hat die Charité – Universitätsmedizin am Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMS) ein Frührekrutierungs- und Frühförderungskonzept eingeführt, um Studierende schon am Beginn des Medizinstudiums für O und U zu begeistern und an die klinische und wissenschaftliche Tätigkeit heranzuführen.

Musketierprinzip integriert Studierende frühzeitig

Bereits im ersten oder zweiten Studienjahr startet der Rekrutierungsprozess, indem in Vorlesungen und Kursen wissenschaftliche Projekte mit dem Angebot zur Mitarbeit vorgestellt werden. Grundlegender Leitsatz ist das „Musketierprinzip“: „Einer für alle und alle für einen“. Hierbei erhalten die Studierenden im Zuge eines Stufenkonzeptes immer mehr Einblicke in das Fach und werden nach und nach mit klinischen und wissenschaftlichen Tätigkeiten vertraut. Das Konzept funktioniert allerdings nur, wenn der Student oder die Studentin aus Eigeninitiative in den Projekten mitwirkt – es handelt sich nicht um ein hierarchisches Schüler-Mentor-System.

Stufenkonzept fördert gesamten Karriereweg in O und U

Bleibt das Interesse der Studierenden bestehen, werden sie in bestehende Arbeitsgruppen eingegliedert und immer tiefer in wissenschaftliche Projekte eingebunden. Dabei fokussieren sie sich auf Forschungsschwerpunkte, präsentieren diese und können später an Ausschreibungen für wissenschaftliche Preise und Stipendien teilnehmen. Auf diese Weise werden die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis hin zur Promotion begleitet, der Weg in eine Fachgesellschaft wird geebnet und schließlich der weitere Karriereweg gefördert.

Warum das Musketierprinzip ein Positivbeispiel zur Gewinnung und Bindung des medizinischen Nachwuchses ist und wie das Stufenkonzept im Detail funktioniert, ist in dem Artikel „Studieren und forschen nach dem Musketierprinzip“ nachzulesen (© DGOU und BVOU [2023] Published by Springer Medizin Verlag Berlin [2023]. All rights reserved.).

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